Schlechte Noten für die digitale Bildung in Deutschland – Umsetzung des Digitalpakts
21.07.2020
Der Ende Juni verabschiedete nationale Bildungsbericht „Bildung in Deutschland 2020“ zeigt die Defizite in den Schulen auf. So heißt es, dass die Digitalisierung im Klassenzimmer jetzt schnell über die Bühne gehen muss. Damit alle Schulen ihre Technik in den Sommerferien updaten können, muss eine Milliarde Euro aus dem im Mai 2019 auf den Weg gebrachten Digitalpakt den Schulen unbürokratisch zur Verfügung gestellt werden.
Bildungsbericht 2020
Der nationale Bildungsbericht wird alle 2 Jahre veröffentlicht und setzt seinen Fokus auf Stand und Entwicklungsperspektiven in verschiedenen Bereichen des deutschen Bildungs-systems. In diesem Jahr lag der Schwerpunkt auf dem Bereich der Digitalisierung.
Zum Start des neuen Schuljahrs soll jede Schule über WLAN, ein Lernmanagementsystem und eine datensichere Schul-Cloud verfügen. Bei Bedarf muss jedes Kind ein Laptop oder Tablet von der Schule erhalten. Der DigitalPakt Schule muss endlich das liefern, was er verspricht: Alle Schulen benötigen jetzt dringend eine digitale Grundausstattung in Form von professioneller Unterstützung bei Schulentwicklung, IT-Support und Datenschutz, heißt es im Bericht. Damit die Corona-Krise nicht zur Bildungskrise wird, brauchen Kinder aus ärmeren Familien gerade jetzt gezielte Unterstützung. (Quelle: Bundesregierung 2020).
Auch der Bericht des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) „Auswirkungen der Corona-Krise“ auf die duale Ausbildung hat das Lernen in Corona-Zeiten unter die Lupe genommen und kommt zu dem Ergebnis, dass Umfang und Qualität des Unterrichts stark von den IT-Kompetenzen des Lehrpersonals sowie von der technischen Ausstattung und den Online-Angeboten der Schulen abhängen. Bitkom, Präsident Berg (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und
neue Medien e. V.) spricht von massiven digitalen Defiziten an den Schulen und äußert „Um sie aus dem analogen Trott herauszuholen, brauchen wir exzellente digitale Infrastrukturen und Endgeräte, digitale Konzepte und Inhalte und digitales Knowhow auf Seiten der Lehrer. Für den flächendeckenden Umbau unserer Schulen zu Smart Schools sind Investitionen, Engagement und Tempo gefragt.“
Digitalpakt Schule
Um die Digitalisierung in den Schulen voranzutreiben wurde im Mai 2019 der „DigitalPakt Schule“ beschlossen mit dem Bund und Länder digitale Bildungsinfrastrukturen in Form von einer besseren Ausstattung der Schulen mit digitaler Technik aufbauen und sorgen sollen. Dazu gehört die Anschaffung digitaler Arbeitsgeräte, wie z.B. Unterrichts-Tablets für Schüler,
interaktive Wandtafeln. In der beruflichen Bildung sind zudem zum Beispiel VR-Brillen (virtuell reality) für das Erlernen der Bedienung von Maschinen förderfähig.
Lag bei der Verabschiedung des Paktes noch der Fokus auf der Anschaffung von „Hardware“, ist es nun in das Bewusstsein aller Akteure gerückt, dass auch technische Voraussetzung wie Breitbandzugang und E-Learning förderfähig sein müssen. Durch die Schulschließungen haben sich deswegen Bund und Länder darauf verständigt, dass zur Unterstützung des Home Schoolings auch digitale Bildungsinhalte zusammen mit Investitionen in die Infrastruktur beantragt und gefördert werden dürfen.
Um Gelder aus dem DigitalPakt zu erhalten, muss jede Schule ein Digitalisierungs-Konzept bei dem zuständigen Schulträger einreichen. In Folge von Corona wurden die Fördersummen noch einmal vom Bund aufgestockt.
Der Pakt in Kürze
Im Mai 2019 von Bund und Ländern beschlossen.
Ziel:
- Aufbau digitaler Lern-Infrastrukturen an allen rund 43.000 allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Deutschland
- Sicherung der Zukunfts- und Innovationsfähigkeit Deutschlands im internationalen Wettbewerb
- Etablierung des Paktcharakters als zentrales Moment:
Beiträge der Länder und Kommunen (Lehrerqualifizierung, Erarbeitung pädagogischer Konzepte, Betrieb und Wartung)
Laufzeit: 5 Jahre (2019–2023)
Finanzvolumen auf Bundesseite: € 5 Milliarden, plus
Zuschuss der Länder.
Stress-Test für die digitae Bildung
Die Corona-Krise hat jedoch viele Schulen erreicht, bevor sie ein Digital-Konzept ausgearbeitet und implementieren konnten.Berufsschullehrer Birke berichtet, dass seine Schule noch an einem nachhaltigen Konzept arbeitet, um die Mittel abrufen zu können. Der DigitalPakt ist wichtig, damit Bund und Länder die Schulen (weiterhin) digital aufrüsten können. Insbesondere beim Ausbau des Breitbandes sieht zum Beispiel Berufsschullehrer Birke noch Verbesserungsbedarf. Ebenso ist die Anschaffung von Leihgeräten für SchülerInnen wichtig, um gleiche technische Lernbedingungen zu schaffen.