Gesundheitsschutz - Höhere Kosten durch die Corona-Pandemie in Dentallaboren
05.01.2020
von Birgit Christalle und Walter Winkler
Seit Beginn der Corona-Pandemie haben die gewerblichen Dentallabore dieses Landes mit vielen zusätzlichen Herausforderungen zu kämpfen. Hierzu zählt, dass alle Labore – zusätzlich zu den bereits regelhaft hohen Schutz- und Hygienestandard – weiterführende Maßnahmen geplant und umgesetzt haben.
Die für Dentallabore zuständige Berufsgenossenschaft BG ETEM hatte hierzu eine „Ergänzung der Gefährdungsbeurteilung für Dentallabore zum Schutz vor Infektionen mit dem Coronavirus“ veröffentlicht. In einer Übersicht wurden hier zusätzliche Maßnahmen beschrieben, welche über die bisher gemäß DGUV-I 203-021 "Zahntechnische Laboratorien - Schutz vor Infektionsgefahren" geltenden Hygieneregeln für Dentallabore hinausgehen.
Es war also klar, dass durch die Corona-Pandemie von jedem Dentallabor ein zusätzlicher Aufwand betrieben werden musste. Vor diesem Hintergrund hat der VDZI eine Befragung mit einigen Dentallaboren durchgeführt, um einen ersten Überblick über die tatsächliche zusätzliche Belastung der Dentallabore zu erhalten.
Der Fragebogen basierte auf den von der BG ETEM in der „Ergänzung der Gefährdungsbeurteilung für Dentallabore zum Schutz vor Infektionen mit dem Coronavirus“ genannten zusätzlichen Maßnahmen – erfragte aber ebenfalls die aus Sicht des Labors anfallenden weiteren Mehraufwände, welche von der BG ETM nicht genannt worden sind.
Letztendlich hatten 17 Labore die ausführlichen Fragebögen mit entsprechend auswertbaren Angaben ausgefüllt. Dieser Datenpool wurde systematisch quantitativ und qualitativ ausgewertet.
Im Durchschnitt der befragten Betriebe wurden pro hergestellter Arbeit immerhin 5,11 Euro Mehraufwand ermittelt, welcher sich in 1,96 Euro Sachkosten und 3,15 Euro Personaleinsatzkosten pro hergestellter Arbeit aufteilten. Die Hygienesach- und Personalkosten schwankten dabei zwischen den einzelnen Laboren sehr.
Die Abweichungen sind dabei plausibel durch die deutlichen Unterschiede in den jeweiligen betrieblichen Verhältnissen zu erklären, wobei die Betriebsgröße sowie die innerbetrieblichen Raumsituationen und Arbeitsplatzverhältnisse eine große Rolle spielen. Einige Labore desinfizierten auch schon vor Corona den Desinfektionsplatz mehrmals täglich (Vorschrift laut DGUV-I 203-021: mindestens einmal täglich). Außerdem waren die Labore unterschiedlich von Teuerungen beim Einkauf von Desinfektionsmitteln, Masken und Handschuhen betroffen, sicherlich auch abhängig von der Vorratshaltung im jeweiligen Labor. Auch waren nicht in jedem Labor die gesamten Maßnahmen notwendig.
Wenn beispielsweise die Botenfahrzeuge nur von jeweils einer Person gefahren wurden, mussten die Fahrzeuge nicht häufiger als bisher desinfiziert werden. In anderen Laboren hingegen, in denen mehrere Botenfahrzeuge zum Einsatz kamen und ein häufiger Fahrerwechsel stattfand, mussten auch vermehrt Fahrzeugdesinfektionen durchgeführt werden. Diese Labore hatten hinsichtlich der Fahrzeugdesinfektion durch Covid-19 einen überproportional hohen Aufwand.
Die folgenden Punkte wurden von den befragten Betrieben genannt, die jeweils abhängig vom betrieblichen Umfang, die höheren Kosten für Gesundheitsschutz und Hygienemaßnahmen durch die Covid-19 maßgeblich verursachen:
1.a) Die zusätzliche Unterweisung der Mitarbeiter (bei 17 von 17 Laboren genannt)
1.b) Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung (bei 17 von 17 Laboren genannt)
2. Die Mehrkosten durch die Desinfektion der Fahrzeuge (bei 16 von 17 Laboren genannt)
3. Die Mehrkosten durch Hautschutz-, Hautreinigungs- Hautpflegemittel (bei 15 von 17 Laboren genannt)
1.a) Die zusätzliche Unterweisung der Mitarbeiter (bei 17 von 17 Laboren genannt)
1.b) Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung (bei 17 von 17 Laboren genannt)
2. Die Mehrkosten durch die Desinfektion der Fahrzeuge (bei 16 von 17 Laboren genannt)
3. Die Mehrkosten durch Hautschutz-, Hautreinigungs- Hautpflegemittel (bei 15 von 17 Laboren genannt)
Weitere wesentliche Einflussfaktoren auf die betrieblichen Kosten wurden genannt:
- Die Flächen des Desinfektionsplatzes werden deutlich häufiger gereinigt und desinfiziert (statt einmal täglich bis zu 5 bis 10 mal am Tag). Hieraus resultiert ein Mehrverbrauch an Desinfektionsmitteln und ein erhöhter Zeitaufwand (Personalkosten).
- Das regelmäßige Benutzen von Mund-Nasen-Bedeckungen (MNB), falls der Abstand von 1.5 Metern nicht eingehalten werden kann, führt zu erhöhten Sachkosten (Kosten für MNB für Mitarbeiter).
- Alle Beschäftigten werden zusätzlich über die Infektionsgefährdungen durch das Virus SARS-CoV-2 und die Maßnahmen wie Hygiene- und Verhaltensregeln unterwiesen. Anstelle der Arbeitsschutzunterweisung einmal pro Jahr erfolgt dies z.B. monatlich oder vierteljährlich – also 4 bis 12 zusätzliche Unterweisungen pro Jahr mit den entsprechenden Personalkosten (ca. 15 bis 20 Minuten pro Mitarbeiter pro Unterweisung).
- Die Botenfahrzeuge sind seit der Corona-Pandemie regelmäßig mit Flächendesinfektionsmittel zu desinfizieren, wenn das Fahrzeug von mehreren Personen genutzt wird, was bei der überwiegenden Zahl der Labore der Fall ist. Hieraus resultiert ein Mehrverbrauch an Desinfektionsmitteln und ein erhöhter Zeitaufwand (Personalkosten).
- Höherer Verbrauch an Händedesinfektionsmitteln, Hautreinigungs- und Hausschutzmitteln sowie Einmal-Handschuhen.
- Von den Laboren werden gestiegene Kosten für Desinfektionsmittel und Einmalhandschuhe sowie überteuerter Mundschutz im Zuge der Corona-Pandemie angegeben.
- Teilweise mussten Abtrennungen z.B. mittels Plexiglas geschaffen werden und es wurden zusätzliche Desinfektionsmittelspender angebracht (notwenige Einmalkosten je nach Laborsituation/ Platzverhältnissen).
Und nicht zu vergessen sind die Produktivitätsverluste, wie sie etwa durch längere Wartezeiten an den Maschinen entstehen, durch einen geringen Auslastungsgrad und etwa dadurch, dass zur Aufrechterhaltung des Betriebes zum Schutz nur sich abwechselnde Teams eingesetzt werden.
Eines ist bei alldem sicher, das Thema Corona wird den bisher schon hohen Standard im Gesundheitsschutz in den zahntechnischen Laboren nachhaltig verändern. Auch wenn möglicherweise zukünftig nicht alle heute notwendigen Maßnahmen erforderlich sein werden, so ist doch davon auszugehen, dass der Schutzstandard und damit die aufzuwendenden Kosten höher sein werden als vor der Corona-Pandemie.
Das war auch der Anlass des VDZI gemeinsam mit den 4 Gesundheitshandwerken das Thema Kostenausgleich für die gestiegenen Schutzmaßnahmen wie in anderen Bereichen auf die politische Agenda aber auch in den Vergütungs-verhandlungen zur Sprache zu bringen. In einem gemeinsamen Schreiben (siehe unten) an den Vorsitzenden des Gesund-heitsausschusses im Bundestag, MdB Erwin Rüddel, haben die Gesundheitshandwerke gefordert:
„Unser Wunsch wäre, dass im Rahmen anstehender gesundheitspolitischer Gesetzgebungsverfahren den Gesundheitshandwerken, als den zentralen Akteuren in der Versorgung mit Hilfsmitteln und Zahnersatz, eine den Heilmittelerbringern und Ärzten gleichgerichtete Unterstützung gewährt wird, analog zu der für jede Versorgung mit den Krankenkassen abrechenbaren Pauschale auf der Grundlage von § 2 Absatz 7 der COVID-19-Versorgungsstrukturen-Schutzverordnung. Die Pauschale für die Gesundheitshandwerke sollte sich dabei an den tatsächlichen Kosten bei der Herstellung und Lieferung von als auch der Versorgung mit Medizinprodukten orientieren.”