Gemeinsam die Aus- und Fortbildung sichern! Berufspolitische Akteure treffen sich zum 1. Berufsbildungsgipfel in Berlin
16.12.2019
Zum 1. Dentalen Berufsbildungsgipfel kamen am 29. November 2019 berufspolitische Akteure im Haus des Deutschen Handwerks in Berlin mit dem Ziel zusammen, gemeinsam die Aus- und Fortbildung des Berufsbilds ZahntechnkerIn zu sichern. Hierzu diskutierten die TeilnehmerInnen über die Herausforderungen und Chancen des Berufes. Höhepunkt der Veranstaltung waren die Gesprächsrunden mit ExpertInnen und VertreterInnen aus den Berufs- und Meisterschulen, Ausbildungsbetrieben, der Industrie, dem Hochschulbereich und dem VDZI. Das Fachpublikum war eingeladen Fragen zu stellen und sich an der Diskussion zu beteiligen.
VDZI-Präsident Dominik Kruchen eröffnete den Gipfel und begrüßte die Gäste, die aus ganz Deutschland angereist waren, um an der Auftaktveranstaltung teilzunehmen. „Mit Ihrem Kommen, haben Sie bereits der Wichtigkeit der Sicherung der Aus- und Fortbildung im Zahntechniker-Handwerk zugestimmt“, betonte er. Die zunehmende Digitalisierung, der Einsatz modernster Fertigungstechnologien und vernetzter Fertigungsstrukturen verlangen hochqualifizierte Fachkräfte, aber auch dynamische UnternehmerInnen, MitarbeiterInnen und Auszubildende, mit denen der Strukturwandel offensiv und erfolgreich gestaltet werden kann, sagte Kruchen. Zu den Herausforderungen zählen insbesondere der gravierende Mangel an gut ausgebildeten Lehrern in den Berufs- und Meisterschulen. Kruchen appellierte an die Politik, die berufliche Bildung mehr zu fördern und nicht nur in universitäre Einrichtungen zu investieren. Die justierbaren Stellschrauben für eine gute Aus- und Fortbildung im Zahntechniker-Handwerk müssen gestellt werden. Deswegen ist es wichtig alle Maßnahmen der Beteiligten zu koordinieren und zu bündeln, um das Handwerk langfristig zu sichern.
Als Vertreter des Deutschen Handwerks sprach Geschäftsführer Karl-Sebastian Schulte (ZDH) zu den Gästen. Die Ausbildung sei ein zentrales Thema für uns alle und die DNS des Handwerks, verdeutlichte Schulte. Er beglückwünschte den VDZI, als 1. Berufs-verband die Initiative ergriffen und alle berufspolitischen Akteure zu einem Berufs-bildungsgipfel eingeladen zu haben, um zusammen Lösungsvorschläge zu Es sei wichtig, konkrete Forderungen an die Politik zu stellen, betonte Schulte und bedauerte wie der VDZI zutiefst, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) als zentraler und wichtiger Ansprechpartner für das Thema nicht anwesend sein konnte. Er forderte die Gleichstellung von Ausbildung und Studium sowie attraktivere Konditionen für die Ausbildung, um diese und deren Aufstiegsmöglichkeiten für junge Menschen attraktiver zu machen.
Christian Hollmann vom Bundesinstitut für berufliche Bildung (BIBB) referierte anschließend. In seinem Impulsvortrag zum Thema „Attraktive Berufs[aus]bildung in Zeiten der digitalen Transformation“ akzentuierte Hollmann, dass die Gestaltung von Berufsbildern kein Automatismus, sondern eine Gestaltungaufgabe sei, die auf verschiedenen Ebenen erfolgen müsse. Dabei gehe es um Fragen zur Umsetzung der Ausbildungs- und Prüfungsqualität, aber auch darum, junge Menschen für Handwerks-berufe begeistert werden können. Die Digitalisierung verändere was dem Menschen Halt, Sicherheit und Zukunft gibt, nämlich: Ausbildung, Beruf und Arbeit. Dadurch beschleu-nige sich der Jobwechsel und Strukturwandel und folglich die Berufstätigkeiten (analog zu digital, physisch zu kognitiv). Dieses habe zur Folge, dass der Umgang mit Daten und das Wissen um Datensicherheit, -schutz und digitale Abläufe relevanter werden. Grundlegendes handwerkliches Wissen und Können bleiben aber relevant, sagte Hollmann. Die berufliche Handlungsfähigkeit werde neben fachlichen Kompetenzen nun noch stärker durch soziale Kompetenzen wie die Teamfähigkeit und personale Kompetenz wie dem Lernen geprägt. Die Anforderungen an das Berufsbild ZahntechnikerIn steigen zukünftig weiter!
Die Berufsausbildung muss gefördert und gestärkt werden
Mit den Worten „Wenn Du die Vergangenheit nicht kennst, kannst Du die Zukunft nicht gestalten“, eröffnete Heinrich Wenzel, VDZI-Vorstandsmitglied und Beauftragter für Aus- und Fortbildung, seinen Vortrag „360 Grad Berufsbildung“ mit Blick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. „Alle Partner, die wir brauchen, um die Zukunft zu gestalten, sind heute vertreten. Die Zukunft sind unsere Auszubildenden“, betonte Wenzel. VDZI-Vorstandsmitglied Wenzel informierte, dass die Zahl der Auszubildenden in den letzten 5 Jahren relativ konstant geblieben ist. Dieses sei ein Zeichen dafür, dass der Beruf nach wie vor attraktiv für junge Menschen ist. Wenzel beanstandete, dass sich die Zahl der ausbildungswilligen Betriebe in den letzten 10 Jahren stetig verringert habe. Diese Entwicklung sei umzukehren. Deswegen stellte er zur Diskussion, wie Betriebe unterstützt und auch ermutigt werden können, in Zukunft mehr auszubilden, aber auch wie alle Beteiligten sich an den Ausbildungskosten beteiligen könnten. Ein wichtiger Schritt in die Zukunft, so Wenzel, ist die in Gang gesetzte Novellierung der Ausbildungsordnung von 1997, in welcher in Zukunft auch digitale Fertigkeiten in der Ausbildung verankert sein werden.
Generation Z - Berufsschulen gehen Digital
Manfred Kowal von der Pädagogischen Arbeitsgemeinschaft für Zahntechnik e.V. (PAZ) referierte zu dem Thema „Status quo in den Berufsschulen“. Wichtig sei es zu verstehen, wie die Auszubildenden heutzutage denken und lernen. „Was ist Ihre Motivation und in welchem Umfeld sind sie aufgewachsen?“ fragte Kowal. Der sogenannten Generation Z, auch Digital Natives genannt, werden überwiegend diejenigen zugerechnet, die zwischen 1995 und 2005 geboren sind. Sie zeichnet sich als 1. Generation aus, die in einer digitalen Welt aufgewachsen ist. Was bedeutet das? Technologie ist in jeden ihrer Lebensbereiche integriert und ist ein Bestandteil von Problemlösungen, so Kowal. Dem folge eine hohe Erwartung an eine moderne Ausstattung am Arbeitsplatz und in den Schulen. Mit dem Einzug der Digitalisierung in die Ausbildungsstätten würden die Kompetenzerwartungen an das Lehrpersonal steigen, sagte Kowal. Er verwies darauf, dass es an Berufsschulen häufig an modernen Unterrichtskonzepten und Fortbildungs-konzepten für Lehrer und Schüler fehle. Ebenfalls stelle sich die Frage nach der Finanzierung für die sächliche Ausstattung und technische Betreuung der digitalen Technik in den Schulen.
Gruppendiskussionen „Qualifikation als Berufung – was Ausbildungsbetriebe und Berufsschulen zukünftig leisten müssen und was sie brauchen“
In der anschließenden Diskussionsrunde diskutierten VertreterInnen aus der Berufsschule, Ausbildungsbetrieb, der Industrie und dem VDZI zusammen über den Status quo. Dabei standen die Herausforderungen und Chancen in der Ausbildung im Vordergrund.
Unter den Panelteilnehmern waren ZTM Gerrit Ehlert und seine frisch geprüfte Gesellin Konstanze Pieter, die von ihrer Ausbildungszeit bei Zahntechnik Berlin Vach & Ehlert berichtete. Zahntechnikerin Pieter bezeichnete sich als glücklich, in einem technisch sehr gut ausgestatteten mit den neuesten verfügbaren Technologien verfügbaren Betrieb ausgebildet worden zu sein. Dort wäre sie mit 3-D Drucker und Fräsmaschine sozusagen „Groß geworden“. Grundkenntnisse über diese Techniken werden zwar in der Berufsschule vermittelt und es wird auch damit herumexperimentiert, aber das ersetze nicht die praktischen Erfahrungen, so Pieter. Nicht alle Ausbildungsbetriebe wären so gut ausgestattet, was zur Konsequenz habe, dass manche ihrer Mitschüler weniger praktische Erfahrungen sammeln konnten. Deswegen wünschte sie sich mehr Praxisarbeit in den Berufsschulen. Der Bitte von Gesellin Pieter, mehr Praxiserfahrungen in den Schulen zu leisten, entgegnete Berufsschullehrer Markus Lensing, „dem wollen und können wir an der Schule nur sehr begrenzt nachkommen, weil es nicht unser Job ist. Auch im Rahmen der Digitalisierung ist es die Aufgabe der Berufsschule Grundlagen und Kompetenzen vermitteln, die dann im Ausbildungsbetrieb praktisch anzuwenden sind“.
Im Anschluss berichtete Pieters Vorgesetzter, ZTM Gerrit Ehlert, von der erhöhten Schwierigkeit, junge Auszubildende zu finden und sie sozusagen fit zu machen für den „Gipfel“. Die Anzahl der Berufe habe sich erhöht und es gäbe dadurch viel mehr Auswahlmöglichkeiten für junge Menschen. Deswegen ist die Wahrnehmung des Berufstandes und des Betriebes enorm wichtig. „Es gehört dazu, dass junge Menschen via Social Media auf uns aufmerksam gemacht werden“, sagte Ehlert und gab zu, schon seinen ersten Post von der Veranstaltung auf Facebook gepostet zu haben. Auf die Frage wie die Ausbildung noch attraktiver gestaltet werden kann, antwortete er, dass die Anwendung von analogen und digitalen Tätigkeiten, aber auch die Sinnhaftigkeit der Herstellung von Zahnersatz für Patienten den Beruf für junge Menschen attraktiv machen.
Aus der Berufsschulpraxis
Bereichernde Einblicke aus Sicht eines Berufsschullehrers gab Markus Lensing von der Berufsschule Düsseldorf. Gewandelt habe sich die Lernmethodik, der Lehrer stehe gar nicht mehr vor der Klasse, erzählt Lensing, sondern agiere in einem Team von Schülern. Genau das unterscheide, ob ein Unterricht gut oder nicht ist, sagt Lensing. Die Berufs-schule habe das Ziel, alle Kompetenzbereiche, inklusive digitaler Themen, zu vermitteln, so dass der Auszubildende eine Basisausbildung erhält. Bei der Vermittlung von z.B. CAD-Software-Knowhow sieht er jedoch die ÜLUs - überbetrieblichen Lehrlingsunter-weisungen - in der Verantwortung. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass diese in jedem Bundes-land angeboten werden. „Wir wollen die Schüler für die digitale Transformation fit machen, aber auch für das was sie im Leben erwartet“, so Lensing. Laut ihm gibt es eine klare Hinwendung zu Human-Kompetenzen in Ergänzung zu den Fachkompetenzen. „Aufgabe der Berufsschule ist es, eine Perspektive zu bieten in Zusammenarbeit mit allen Partnern“, endete Lensing.
Sicht der Industrie "Stellen Sie nicht ihr Licht unter den Scheffel"
„Wie nimmt die Industrie die Zahntechniker-Ausbildung wahr - wird zukunftsgerecht ausgebildet?“ lautete die Frage des Moderators an die 2 Diskussionsrundenvertreter aus der Industrie – Christoph Weiss (Geschäftsführender Gesellschafter @ BEGO) und Norbert Wild (Geschäftsführer @ Ivoclar Vivadent).
Um das Handwerk in die nächsten Jahrzehnte zu führen, ist es laut Weiss sehr wichtig, dass sich das Zahntechniker- Handwerk attraktiv aufstellt. Wie ZTM Ehlert betonte er, dass die Zahntechniker in einen Wettbewerb mit anderen Ausbildungsberufen stehen. „Die Zahntechniker können selbstbewusster auftreten, als sie es heute tun“, so Weiss. Er habe das Gefühl, sie würden ihr Licht unter den Scheffel stellen. Begeistert führte er fort, dass es sich um ein großartiges Handwerk handele, dass sowohl handwerkliche als auch neue digitale Kompetenzen abdeckt. „Das ist unglaublich cool und spannend“, schwärmte Weiss geradezu. Viele Buzz-Wörter, nach denen die Jugendlichen suchten, wie CAD, CAM, 3D-Druck, machten den Beruf unglaublich attraktiv. „Trauen Sie sich“, ermunterte er die Zahntechniker.
Wettlauf gegen die Zeit
Norbert Wild trug mit seiner langjährigen Auslandserfahrung zu der Diskussion bei. Die deutsche Zahntechnik wird im Ausland positiv wahrgenommen – noch, so Wild. „Wir haben den Know-how Vorsprung, vor allem im analogen Bereich“, sagte Wild. Er sehe aber zunehmend, wie neu gegründete Dentallabore fast schon die analoge Stufe überspringen. In der digitalen Welt herrschen andere Strukturen und andere Länder sind da Deutschland einen Tick voraus. Gerade im Dentalbereich sei die Entwicklung sehr schnelllebig, deswegen müsse man schneller und flexibler sein, um den Anforderungen gerecht zu werden. Darum müsse man insbesondere in der Ausbildung nachlegen. Wild begrüßte das Zusammenkommen aller berufspolitischen Akteure zum 1. Berufsbildungs-gipfel sehr und riet, nun Projektgruppen zu bilden, um sich regelmäßig über gemeinsame Maßnahmen auszutauschen. „Wir dürfen keine Zeit verlieren, um für die Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben“, warnte er.
Christoph Weiss betonte, dass es gerade die analogen Fähigkeiten sind, die eine große Stärke der deutschen Zahntechniker-Ausbildung bilden. Entscheidend sei das Verstehen der Zusammenhänge. In anderen Ländern würde analoges Wissen gar nicht mehr gelehrt werden. „Sie haben später nur andere Werkzeuge“, äußerte er sich zu der Anwendung von digitalen Techniken. Zudem werde die Kundenkommunikation immer wichtiger. Diese Chance sollten die Zahntechniker für sich nutzen.
Rolle der Industrie
Es wurde lebhaft debattiert, inwieweit die Industrie über ihre Unterstützungsbeiträge hinaus weitere Beiträge zur Sicherung der Ausbildung leisten kann. Weiss versicherte, dass man die Betriebe und Ausbildungsstätten unterstützen werde, wo es gewünscht ist. Die Bereitstellung von technischen Geräten seitens der Industrie wurde vom Berufsschul-vertreter Markus Lensing und anderen Panelteilnehmern unter Neutralitätsgesichts-punkten kritisch gesehen. Es sei grundsätzlich die Aufgabe der Ausbildungeinrichtungen, die Schulen entsprechend auszustatten. Eine Hilfestellung wären zum Beispiel jedoch spezielle Fortbildungen von Experten für Berufsschullehrer. Wild verwies auf die bereits bestehenden Kooperationen und Projekte mit den Zahntechnikern und sprach darüber, diese weiter zu intensivieren und optimieren zu wollen. Dazu zählen zum Beispiel regelmäßige Termine mit den Mitgliedern der PAZ, die bei Ivoclar Vivadent in Erlangen stattfinden. Zudem sehe er, dass die Industrie ebenfalls bei der „Verbundausbildung“, das heißt dem Austausch zwischen Laboren, mit ins Boot zu holen sei. „Der Verbund muss größer werden, um noch mehr Kick reinzubringen“, so Wild. Die Rolle der Industrie kann darüber noch hinausgehen ergänzte Weiss. „Wir machen Fortbildungen und bilden an den Geräten aus, aber es ist auch wichtig, mehr für das Berufsbild zu begeistern. Da können wir noch mehr unterstützen“, sagte Weiss. VDZI-Vorstandsmitglied Wenzel beendete die Diskussionsrunde mit den Worten: „Wir müssen stärker nach außen gehen“.
Die Meistermacher - Baustellen und Herausforderungen in der Meisterausbildung
Die Zahntechniker-Meisterausbildung bildete den 2. Schwer- punkt des Berufsbildungsgipfels. Mit dem Impulsvortrag „Meisterschulen - Wo stehen wir, wo wollen wir hin?“ führte Burkhard Buder, Ausbilder und Koordinator im Fachbereich Zahntechnik, HWK Berlin, in das Thema ein. Buder bestätigte, dass viele Meisterschüler über zu wenig praktische Arbeitserfahrung verfügen. Gründe dafür sind, dass die Voraussetzung für den Meister zurzeit lediglich ein Gesellenbrief oder für BewerberInnen aus dem Ausland eine gleichartige Qualifikation sind. Das hat zur Folge, dass sich viele Meisterschüler direkt nach dem Ausbildungsende für die Meisterfortbildung anmelden würden. Das Ziel einer objektiven Vergleichbarkeit der Meisterprüfungen bundesweit gestalte sich schwierig. Aufgrund der geringen Zulassungsvoraussetzungen bringe jeder Bewerber sehr unterschiedliche theoretische und praktische Erfahrungen mit und jede Prüfungskommission ist zudem autonom.
Diskussionsrunde: Neue Herausforderungen für die Meisterschulen im digitalen Wandel“
In der anschließenden Diskussion mit Experten aus den Meisterschulen, der Industrie und dem VDZI wurde über die notwendigen Zugangs- voraussetzung zur Sicherung von Qualifikation und Qualität der Ausbildung sowie der Vergleichbarkeit der Meisterausbildung vertiefend diskutiert. Konsens herrschte darüber, wie wichtig es ist, weiter die enorme Dynamik der technischen Innovationen offensiv in der beruflichen Bildung anzunehmen und somit mit der Digitalisierung Schritt zu halten. Buder wünschte sich dazu Unterstützung bei der Digitalisierung, auch in Form von qualifiziertem Personal, dass für die digitale Technik und Wartung in den Schulen zuständig ist. Seitens der Industrie sehe er eher den Bedarf an Unterstützung durch „manpower“, zum Beispiel in Form von Schulungen. An finanziellen Mittel fehle es laut Buder in seiner Meisterschule, der HWK Berlin, nicht. Fördermittel wären verfügbar und könnten innerhalb der Kammer beantragt werden.
VDZI-Vorstandsmitglied Thomas Breitenbach sprach über den wichtigen Stellenwert der Meisterausbildung, die sich historisch gesehen in Deutschland bewährt hat. Der VDZI setze sich auf allen Ebenen für die Stärkung des Meisterprinzips ein. Er begrüßte zudem die Wiedereinführung der Meisterpflicht für 12 Handwerksberufe, für die das Zahntechniker-Handwerk in der Gemeinschaft der Handwerksorganisationen für die Kollegen gekämpft hat. Der Meisterbrief ist ein exzellenter Nachweis für die hohe Qualifikation, fachliche und wirtschaftliche Befähigung und Legitimation zur selbständigen Ausübung des verantwortungsvollen Berufes. Meister streben nach Qualität, daher bilden sie auch mehr aus als andere Branchen. Damit ist der Meisterbrief ein wichtiges Instrument zur Stärkung der Ausbildungsbereitschaft, so Breitenbach.
Novellierung der Meisterprüfungsverordnung gefordert
Im Fachpublikum herrschte weitgehend Konsens darüber, dass eine Neuordnung der Meisterverordnung notwendig ist. Die Prüfungsverordnung müsse so geändert werden, dass immer das was am Markt gefordert wird auch gelehrt und geprüft werden kann, sagte Thorsten Kordes, ZTM und Vorstandsmitglied ZINB. Er kritisierte, dass die derzeitige Verordnung dieses nicht zulasse.
Zulassungsvoraussetzungen für die Meister-Ausbildung
Thematisiert wurde erneut, dass es mit einer Lehrzeitverkürzung bereits nach 2,5 Jahren Zahntechniker Ausbildung möglich ist, sich für die Meisterprüfung anzumelden. Ingo Becker vom Elbcampus Hamburg erinnerte daran, dass durch die europäische Gesetzgebung die frühere „Anwartszeit“ für die Zulassung zur Meisterprüfung verloren gegangen ist. Ziel der EU war es im Jahr 2004, eine Vergleichbarkeit innerhalb der Ausbildungen in Europa herzustellen. Wichtig wäre laut Becker, wie mit der Situation umgegangen wird.
Diskussion um einheitliche Qualitätsstandards
Eine Standardisierung der Meisterausbildung hält Becker aufgrund der Komplexität der Ausbildung für äußerst schwierig. Zudem sei die Meisterverordnung bewusst offen gestaltet. Mit einer Standardisierung vergrößere sich laut Becker die Gefahr, weniger flexibel auf zukünftige Entwicklungen reagieren zu können. Becker sprach sich sehr für den Austausch der Meisterschulen untereinander aus, damit man voneinander lernen könne.
Unternehmerfähigkeit der zukünftigen Meister stärken
An Thorsten Kordes wurde die Frage gerichtet, ob die betriebswirtschaftliche Ausrichtung in der Meisterausbildung ausreichend sei. Kordes selbst sieht die Meisterprüfung auch als „Unternehmerprüfung“, d.h. der Meisterschüler muss ebenfalls kaufmännischen Anforder-ungen gerecht werden. Als Meister müsse man Führungsaufgaben übernehmen, dazu gehöre das Erstellen von Kostenkalkulationen und Kostenvoranschlägen, der Umgang mit Arbeitszeiten usw.. Sie müssen unter anderem in der Lage sein, Personalkosten zu berechnen. Hier müsse seines Erachtens mehr getan werden, um die zukünftigen Meister auf diese Aufgaben vorzubereiten. Er wünscht sich innerhalb des Verbundes der Meisterschulen mehr Austausch.
Königsweg etablieren - Qualifikationsmöglichkeiten für Berufsschullehrer schaffen mit Hilfe der Universität und Hochschule Osnabrück
Um den Nachwuchs an Berufsschullehrern für Zahntechniker zu sichern, wurde zusammen mit Prof. Dr. Isabella Zylla, Professiorin für Materialkunde, Dentaltechnologie und Analytik an der Hochschule Osnabrück, nach Lösungen gesucht. Danach soll die Möglichkeit geprüft werden, Absolventen des Bachelor-Studienganges „Dentale Technologien“ an der Hochschule Osnabrück in Zukunft einen Master in Pädagogik an der Universität Osnabrück in Pädagogik anzubieten. Mit diesem Abschluss soll es anschließend ermöglicht werden als Berufsschullehrer tätig zu werden. Prof. Dr. Zylla sicherte zu, die Zahntechniker bei dieser Idee unterstützen zu wollen. Kowal von der PAZ bezeichnete diesen Weg als „Königsweg“ mit dessen Hilfe am schnellsten dem Fachkräftemangel an Berufsschulen entgegengewirkt werden könne.
Resümee
Das große Interesse und Mitwirken aller berufspolitischen Akteure am Berufsbildungsgipfel haben gezeigt, mit welch hohem Interesse die Herausforderungen für Aus- und Fortbildung angesichts technologischer und demographischer Entwicklungen gesehen werden.
Der 1. Gipfel war zwar geprägt von einer umfassenden Bestandsaufnahme der Situation und Probleme von den Ausbildungsbetrieben bis zu den Meisterschulen, aber er war bereits mehr! Zahlreiche Lösungen wurden diskutiert. Ausbilder und Ausbildungsbetriebe sprachen über die Chancen, aber auch die Herausforderungen der Digitalisierung. Der digitale Wandel hat längst Einzug in die Ausbildungsstätten genommen und die Schulen richten sich dementsprechend bestmöglich neu aus. Aus den Gesprächsrunden mit Vertretern der Ausbildungsinstitutionen kristallisierte sich heraus, dass Unterstützung seitens der Industrie in Form von fachlicher Hilfe, wie z.B. Schulungen gewünscht wird, um stets auf den neuesten Stand zu sein. Die Industrievertreter stimmten zu, wie wichtig es ist die Industrie als neutralen Partner einzubinden.
Mit dem auf dem Weg bringen einer neuen Ausbildungsverordnung wird ein wichtiger Meilenstein gesetzt, um, den Beruf für die für die Zukunft aufzustellen. Eine hohe Einigkeit herrschte zudem über die Modernisierung der Meisterverordnung, die der VDZI nach der Novellierung der Ausbildungsordnung in Angriff nehmen wird.
Nach dem Gipfel ist vor dem Gipfel
VDZI-Präsident Dominik Kruchen bedankte sich herzlich bei allen Referenten, TeilnehmerInnen, Gästen und für die Vorträge und lebhaften Diskussionen. Ein besonderer Dank ging an Moderator Carsten Müller und Britta Weihmann, die den Gipfel konzeptionell und organisatorisch in Zusammenarbeit mit Vorstandsmitglied Heinrich Wenzel begleitet hat. Er verkündete die Entscheidung des VDZI- Vorstandes einen Förderverein für die berufliche Fortbildung Zahntechnik zu gründen. Dieser wird sich Fragen der Aus- und Weiterbildung im Zahntechniker-Handwerk widmen und unter anderem Maßnahmen wie Förderstipendien für Meisterschüler finanzieren. VDZI-Präsident Kruchen lud alle Anwesenden ein sich inhaltlich und finanziell an diesem Verein zu beteiligen. Detailliertere Informationen zum Verein werden Anfang des Jahres 2020 verkündet.
Nach dem Motto „Nach dem Gipfel ist vor dem Gipfel“ lädt Präsident Dominik Kruchen die TeilnehmerInnen für das kommende Jahr zum 2. Bildungsgipfel ein, auf dem eine 1. Bilanz des Erreichten gezogen werden kann. Der Gipfel endete mit einem gemeinsamen Ausklang und dem Gefühl zusammen einen Schritt in die richtige Richtung getan zu haben.